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Optionen oder Optionsscheine – was ist besser?

Bei vielen Anlegern tut sich im Depot derzeit kaum etwas. Zwischen Inflationsängsten und Krisen auf der einen Seite sowie Hoffnungen auf ein Ende der Zinserhöhungen und einen robusten Arbeitsmarkt andererseits, bewegt sich unterm Strich kaum etwas.

Manch einer hat da schon einmal etwas von Optionsscheinen gehört und dass man damit bei jeder Marktlage Geld verdienen kann. Doch stimmt das wirklich? Sind Optionen und Optionsscheine das gleiche?

Optionen und Optionsscheine werden fälschlicherweise oft für ein und dasselbe Produkt gehalten. Doch dabei gibt es zwischen beiden erhebliche Unterschiede! In diesem Artikel wollen wir daher die Unterschiede zwischen Optionen und Optionsscheinen und dessen Vor- und Nachteile genauer erläutern.

Die Gemeinsamkeiten

Auch wenn die Unterschiede bei beiden Anlagemodellen doch gravierend sind, gibt es einige Gemeinsamkeiten. Sowohl bei Optionen als auch bei Optionsscheinen handelt es sich um Derivate. Die Preisbildung wird folglich von einem Basiswert (engl. Underlying) abgeleitet.

Diese Basiswerte können bei beiden Modellen frei gewählt werden. Nicht nur Aktien, sondern auch Rohstoffe, Indizes oder ETF´s können als Basiswert verwendet werden. Auch der Call und Put als Kauf- und Verkaufsrecht ist bei beiden gleich. Man kann somit auf fallende und steigende Kurse setzen.

Auch andere Parameter wie die Griechen, der Zeitwert und der innere Wert, Verfallstermin und Restlaufzeit kennen wir von Optionen als auch von den Optionsscheinen.

Die wichtigsten Unterschiede

1. Die Preise: Optionen werden über Terminbörsen gehandelt, und die Preise entstehen durch Angebot und Nachfrage. Ist die Nachfrage hoch, steigt der Preis, ist die Nachfrage niedrig, sinkt er.
Bei den Optionsscheinen dagegen werden die Preise vom Emittenten (i.d.R. eine Bank) selbst festgelegt. Für den Anleger ist deshalb oft nicht ersichtlich, wie hoch der Preis des Optionsscheins selbst ist und wie hoch die Gewinnmarge des Emittenten dabei ist.

2. Die Stillhalter-Strategie: In unseren Ausbildungen erklären wir die Strategie des Stillhalters, die unter anderem vom Zeitwertverlust und bspw. Seitwärtsphasen profitieren. Diese sind bei Optionsscheinen nicht möglich. Hier sind nur einfache Calls und Puts möglich, um auf steigende oder sinkende Kurse zu setzen. Du handelst also immer direktional und bezahlst für diese Optionsscheine.
Grund dafür ist, dass Optionsscheine von Banken ausgegeben werden, und somit Schuldverschreibungen darstellen. Kauft man einen Optionsschein, handelt man also immer gegen das emittierende Institut. Bei Optionen hingegen kann jeder Anleger auch die „Rolle der Bank“ einnehmen und zum Emittenten werden.

3. Die Standardisierung: Bei Optionen werden die Basiswerte, Laufzeiten und Strikes fest definiert, es handelt sich also um ein standardisiertes, transparentes Produkt. Optionsscheine dagegen unterliegen keinen Standardisierungen. Der Emittent kann diese so festlegen wie er möchte.

4. Der Handelsplatz: Wie wir das von Aktien kennen, werden Optionen an der Börse gehandelt. Dazu gibt es in Europa die EUREX als bedeutendste Börse, in den USA die CBOE. Somit können Optionshändler mit der ganzen Welt Handel betreiben, und so die Vorteile eines liquiden Marktes nutzen. Bei Optionsscheinen dagegen findet selten Handel an Börsen statt. Diese Wertpapiere werden häufig OTC (over the counter) gehandelt, also direkt zwischen Emittenten und Käufer.

Was ist jetzt besser? Optionen oder Optionsscheine?

Obwohl viele Einsteiger aufgrund der weniger komplexen Materie zu Optionsscheinen greifen, handelt es sich dabei um ein Produkt mit Risiken und vielen Unbekannten. Weil Sie als zu manipulationsanfällig und riskant gelten, sind Optionsscheine in den USA und vielen anderen Ländern bereits verboten. Der Handel von Optionen ist dagegen dort weit verbreitet. Wir warnen ausdrücklich vor Knock-Out Produkten oder ähnlichen Angeboten, bei dem Du dein komplettes Investment verlieren kannst.

Bei Optionsscheinen ist der Kontrahent eine Bank. Wie wir beim Bankencrash 2008 erlebt haben, erhält der Anleger bei einer Bankeninsolvenz kein Geld. Optionen dagegen sind durch die Börsen und die Margin abgesichert. Zudem müssen Anleger bei Optionsscheinen die unklaren Preisbildungen im Blick haben. Hier gilt es sich genau zu informieren bevor man investiert.

Als zusätzlichen Nachteil muss man die fehlenden Strategien bei Optionsscheinen erwähnen. Stillhaltergeschäfte, wie man es bei Optionen kennt, sind aufgrund der Tatsache, dass nur Long oder Short Positionen eingegangen werden können, nicht möglich.

Die Vorteile der Optionen kurz zusammengefasst:

  • Standardisiert
  • Stillhaltergeschäfte möglich, dadurch regelmäßige Prämieneinnahmen
  • Keine Emittenten
  • Durch Angebot und Nachfrage bestimmte Preise

Unser Fazit

Mit Optionen kannst du an allen Marktsituationen profitieren, Stillhaltergeschäfte durchführen und somit maximale Profite generieren, ohne von einer Bank abhängig zu sein. Deshalb empfehlen wir jeden informierten Anleger, sich mit Optionen zu beschäftigen und Optionsscheine nicht anzufassen.