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Inverse Zinsstrukturkurve – das müssen Anleger wissen

Eine inverse Zinsstrukturkurve ist ein wiederkehrendes, aber oft missverstandenes Phänomen in der Finanzwelt. Normalerweise steigen die Zinssätze an den Anleihenmärkten mit längeren Laufzeiten, was die höhere Unsicherheit und das Risiko, die mit der Zeit einhergehen, widerspiegelt. Doch gelegentlich kehrt sich dieses Verhältnis um, und kurzlaufende Anleihen bieten höhere Renditen als ihre langlaufenden Gegenstücke. Eine solche Umkehrung, bekannt als inverse Zinsstrukturkurve, wird häufig als Vorbote wirtschaftlicher Turbulenzen interpretiert und hat in der Vergangenheit oft Rezessionen angekündigt. In diesem Blogartikel werden wir die Mechanismen hinter der inversen Zinsstrukturkurve genauer erläutern.

Inverse Zinsstrukturkurve – Definition

Eine inverse Zinsstrukturkurve (inverted yield curve) liegt dann vor, wenn die kurzfristen Anleihen eine höhere Rendite aufweisen als die längerfristigen Anleihen gleicher Bonität.  
Für Anleger kann es ein Warnsignal für eine bevorstehende Rezession sein, da sie häufig ein Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage in verschieden Marktsegmenten widerspiegelt und auf die Erwartung einer Konjunkturabschwächung in Zukunft hindeuten kann. 
 
Zinsstrukturkurven zeigen die Renditen von Schuldtiteln gleicher Qualität, aber unterschiedlicher Laufzeit. Im Normalfall ist die Zinsstrukturkurve nach oben geneigt, was die Tatsache widerspiegelt, dass die kurzfristigen Zinssätze in der Regel niedriger sind als die langfristigen Zinssätze.

Diese Grafik zeigt eine normale Zinsstrukturve im Januar 2022 an. Die längerfristigen Renditen der Anleihen liegen über den kurzfristigen.  
 
 
In normalen Zeiten des Wirtschaftswachstums und insbesondere dann, wenn die Wirtschaft durch die Geldpolitik der Zentralbanken mit niedrigen Zinsen angekurbelt wird, ist die Zinsstrukturkurve in der Regel steil.  
Das liegt zum einen daran, dass die Anleger höhere Renditen für längerfristige Anleihen verlangen, und zum anderen daran, dass sie erwarten, dass die Zentralbanken die kurzfristigen Zinsen irgendwann in der Zukunft anheben müssen, um eine Überhitzung der Wirtschaft oder/und einen Anstieg der Inflation zu verhindern.

Inverse Zinsstrukturkurve – Wie kommt es dazu?

Die Form einer Zinsstrukturkurve ändert sich mit dem Zustand der Wirtschaft. Die normale oder aufwärts gerichtete Zinsstrukturkurve tritt auf, wenn die Wirtschaft wächst oder die Erwartung einer wachsenden Wirtschaft vorherrscht.  

Zwei grundlegende Wirtschaftstheorien erklären, wie eine Zinsstrukturkurve ihre Form annimmt: die “Pure Expectations Theory” (Theorie der reinen Erwartungen) und die “Liquidity Preference Theory” (Theorie der Liquiditätspräferenz). 

  • Bei der “Pure Expectations Theory” wird davon ausgegangen, dass die langfristigen Terminzinssätze ein Durchschnitt der erwarteten kurzfristigen Zinssätze für dieselbe Gesamtlaufzeit sind. 
  • Die “Liquidity Preference Theory” besagt, dass die Anleger einen Aufschlag auf die Rendite verlangen, den sie als Gegenleistung für die Bindung von Liquidität in einer längerfristigen Anleihe erhalten. 
     

Zusammen erklären diese Theorien die Form der Zinsstrukturkurve als Funktion der aktuellen Präferenzen und Zukunftserwartungen der Anleger und erklären, warum die Zinsstrukturkurve in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit nach unten tendiert. 

Diese Grafik zeigt die inverse Zinsstrukturkurve im Juli 2024. Die langfristigen Renditen der Anleihen liegen unter den der kurzfristigen Anleihen. 
 
Wenn sich Anzeichen für eine Überhitzung der Wirtschaft verdichten oder die Anleger auf andere Weise die Erwartung schüren, dass eine Anhebung der kurzfristigen Zinsen durch die Fed bevorsteht, beginnt die Zinsstrukturkurve sich umzukehren. 
Die Anleger erwarten dann zunehmend, dass die Bemühungen der Fed, die überhitzte Wirtschaft durch eine Anhebung des Zinssatzes abzukühlen, zu einer Verlangsamung der wirtschaftlichen Aktivität führen könnte.  
Auch bei einer proaktiven Kommunikation der Notenbanken über erste Zinsschritt kann dies zu einer Reaktion führen.

Fazit:

Die Zinsstrukturkurve ist ein Indikator für die wirtschaftliche Gesundheit und die Erwartungen an zukünftige Zinsentwicklungen. Eine normale, aufwärts geneigte Kurve signalisiert wirtschaftliches Wachstum und Stabilität, während eine flache oder inverse Kurve oft als Warnzeichen für bevorstehende wirtschaftliche Herausforderungen und mögliche Rezessionen gilt. Anleger und Ökonomen sollten daher die Zinsstrukturkurve sorgfältig beobachten, um fundierte Entscheidungen treffen zu können. 
 
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